Weihnachtszeit an Bord

Putzen, schmücken, dekorieren, backen, kochen, Geschenke besorgen… in der Weihnachtszeit gibt es viel zu tun. Auch auf den Schiffen, die wir besuchen, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Denn obwohl oder gerade weil das Schiff für alle eine typische Arbeitsumgebung ist und nicht viel mit der Behaglichkeit an Weihnachten zuhause zu tun hat, bemühen sich die Seeleute, insbesondere die Köche, ihre Messrooms (Essräume, in denen aber auch der Fernseher, die Karaokemaschine oder eine Gitarre benutzt werden) zu weihnachtlich wie möglich zu gestalten.

Den ersten Weihnachtsbaum konnte ich schon Mitte November bewundern. Gleichzeitig gab es zu dieser Zeit auch noch Dekorationen zum „Diwali“, dem hinduistischen Lichterfest, vor allem auf indisch geprägten Schiffen.

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Dann kamen nach und nach ganz viele weitere Weihnachtsbäume hinzu, bis es auf nahezu jedem Schiff einen gab. Dabei sind diese Bäume aus Plastik, meist mit bunten oder zumindest sehr vielen Lichtern geschmückt und voller Lametta, Christbaumkugeln und anderer weihnachtlicher Dinge. Ganz nach Platz im Messroom variieren sie von riesengroß bis zu „passt auf den Kühlschrank“. Hier habe ich euch nur einige wenige Exemplare zusammengestellt:

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Auf vielen Schiffen ist schon Dekomaterial für ungefähr zehn Weihnachtsbäume nach deutschem Verständnis 😉 vorhanden. Ist das aber nicht der Fall, gibt es zwei Möglichkeiten, sich Abhilfe zu schaffen.
Option 1: Man kauft sich welches und bittet dabei die Seemannsmission um Hilfe. Das macht den Freiwilligen der Seemannsmission großen Spaß und führt außerdem dazu, dass es auf dem Schiff ab jetzt tolle Deko sowie einen glücklichen Kapitän – oder doch eher Weihnachtsmann? – gibt. 🙂

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Option 2: Man bastelt sich die nötige Deko einfach selbst. Aus altem Packpapier, Zeitschriften und vor allem den Katalogen der Händler, die es auf vielen Schiffen im Überfluss gibt, erschaffen einige Köche Raumdeko, Fensterbilder und vor allem Baumschmuck. Ich als große Anhängerin der Bastelbewegung 😉 war von diesen aus der Not heraus entstandenen „upcycling-Projekten“ schlichtweg begeistert.

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So machen es sich die Seeleute auf ihren Schiffen schön und versuchen, das Fest trotz der Entfernung von den Lieben zuhause zu genießen. Natürlich klappt das nicht immer. Wir merken das daran, dass unsere Gespräche länger und auch tiefgründiger werden, je mehr es auf Weihnachten zugeht. Jemand kann zum siebten Mal in Folge nicht mit seinen Kindern feiern, ein anderer sollte eigentlich vor Weihnachten nach Hause fliegen, hat jetzt aber keine Ablösung bekommen und bleibt da.
Wie viele andere Organisationen versucht auch die Seemannsmission, diesem Festtagsblues zumindest ein bisschen entgegenzuwirken. Die britische „Mission to Seafarers“ veranstaltete zum Beispiel eine Weihnachtsfeier mit Karaoke, Snacks und Geschenken, bei der auch wir zu Gast waren, und hält in den nächsten Tagen mehrere Gottesdienste für Seeleute. Wir von der deutschen Seemannsmission haben Päckchen gepackt, mit denen wir den Seeleuten die Festtage mit Weihnachts-CDs, deutschen Lebkuchenherzen, LED-Kerzen und anderen weihnachtlichen Kleinigkeiten etwas versüßen möchten. In Anbetracht der Größe des Hafens waren das im Endeffekt ganz schön viele. 😀

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Die meisten der Pakete haben wir in den letzten Wochen schon verteilt. Jetzt drehe ich noch eine letzte Runde mit Weihnachtsgeschenken und Guthabenkarten für das Telefonat oder die Skypekonferenz mit der Familie in Indien, Russland, Deutschland, auf den Philippinen und so weiter, bis es für mich dann heute Nachmittag mit dem Zug in Richtung Heiligabend zuhause geht. 🙂

Bis dann und liebe Grüße,
Luisa

Niederländisches Wort des Tages:
het koekje – der Keks

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